Die Wirkung des Absinths
Die Gesamtwirkung des Absinths setzt sich aus der Wirkung des hochprozentigen Alkohols sowie der Wirkung der freigesetzten ätherischen Öle der verwendeten Kräuter, hier vor allem des Wermuts, zusammen.
Das in diesem Zusammenhang bekannteste Öl des Wermuts, das Thujon, ist das einzige Öl, für welches in der heutigen Gesetzgebung Obergrenzen gelten. Es ist ein wichtiger Bestandteil des Absinths, für den Effekt jedoch keineswegs allein verantwortlich, vielmehr tragen auch andere, bis heute kaum ausreichend erforschte Molekularverbindungen einen nicht zu unterschätzenden Teil zur Wirkung des Getränks bei. So erklärt sich die Ratlosigkeit einiger Wissenschaftler, welche die Wirkung des Absinths mit der des im Molekularaufbau dem Thujon ähnlichen THCs gleichsetzen und zum Ergebnis kommen, es wäre mit modernen wie auch mit alten Absinthen schlichtweg unmöglich, eine Menge zu trinken die dem THC-Gehalt eines Joints gleich käme. Einen Absinthrausch gäbe es also nicht, die Konsumenten hätten lediglich eine Alkoholvergiftung.
Tatsächlich aber unterscheidet sich die Absinthwirkung von der Wirkung andere Getränke in entscheidenden Nuancen. Während der Genuss vieler anderer Spirituosen recht schnell Müdigkeit und Trägheit zur Folge haben kann bewirkt das Trinken von Absinth eher eine Stimulation des Gehirns. Im Kopf stellt sich eine Leichtigkeit und Klarheit ein, die Wirkung des hochprozentigen Alkohols auf den Körper wird nicht wie gewohnt wahrgenommen. Der Trinker kann über eine sehr lange Zeit hinweg klar denken, sprechen und in Verbindung mit der beruhigenden Wirkung des Alkohols auch überaus kreativ tätig sein. Dies erklärt übrigens auch, wieso Absinth im späten 19.Jahrhundert zur Lieblingsdroge vieler Künstler, wie etwa Vincent van Gogh, Paul Gaugin oder Oscar Wilde wurde.
Die Gefahr des Absinthkonsums besteht also nicht darin, wie oftmals irrtümlich behauptet, Farben (und grüne Feen) zu sehen oder Halluzinationen zu haben. Vielmehr ist es die Trennung von Körper und Geist, welche die vertrauten Alarmsignale wie Müdigkeit oder auch Übelkeit ausschaltet. Es scheint plötzlich möglich zu sein, unglaubliche Mengen hochprozentigen Alkohol ohne irgendwelche Nebenwirkungen zu trinken. Oftmals ist dann zu beobachten, wie Absinthtrinker bei scheinbar völliger geistiger Klarheit von einem Moment auf den anderen komplett zusammenbrechen und in der Folge auch kaum mehr ansprechbar sind.
Erfreulicherweise sind die Folgen des Absinthkonsums am nächsten Tag dann aber nicht ganz so dramatisch, wie es eigentlich zu befürchten wäre. Die enthaltenen Heilkräuter verhindern meist einen allzu schlimmen Kater, der Trinker fühlt sich in der Regel einfach nur müde und erschöpft.